Albumreview “Reverence” von Parkway Drive

Album Review Reverence Parkway Drive

Wenn Gott uns einen geliebten Menschen nimmt, durchlaufen wir verschiedene Phasen: Tiefe Trauer. Aufkochende Wut. Zorn auf die Mächte, die einem den geliebten Menschen nahmen. Schuldzuweisung. Die Erkenntnis, dass wir den Tod nicht aufhalten können. Und die daraus entstehende Ehrfurcht (engl. Reverence) vor der Zerbrechlichkeit und Endlichkeit des Lebens.

Und genau darum geht es in Parkway Drives neuestem Werk. Denn die Bandmitglieder sind während des Entstehungsprozess durch genau diese Phasen gegangen. Sie mussten Abschied von Freunden und Familienmitgliedern nehmen. „Reverence“ ist wie ein musikalisches Tagebuch ihrer Gedanken und Gefühle dazu.

„It´s very dark and personal“ – Winston McCall

Auf die Frage, was wir als Hörer vom Album erwarten dürfen, sagte der Frontmann der australischen Metalcore Band: „Expect something you would never expect from Parkway Drive“

Und genau dieses Gefühl von „F*ck, damit hab ich nicht gerechnet“ habe ich als beim Hören gehabt. Und das, obwohl ich die Band jetzt bereits ein paar Jahre verfolge.

Die Überraschungsbombe platzt bereits beim Opener des Albums!


Wishing Wells

 

„This is obviously the opener to the album and we wanted to put it first so it would be a real slap in the face. Every line is about the feelings of going through grief. It’s about finding some way to blame a horrible event when there is nothing to blame. There’s nothing or no-one to place the blame on and you make up things and you curse the sky and you look at yourself and think ‘what could I have done to change this?’ It’s also about when someone disappears from your life in an everyday sense and you start missing little habits. It’s purely a documentation of what that is like“ – Winston McCall

Nach einem ruhigen Intro mit ein paar langsam gezupften Tönen auf einer Akustikgitarre und einem Winston, dessen Stimme langsam durch einen Telefon-Effekt an das Ohr des Hörers gelangt, setzt der WAHRE Instrumental Part ein! Und der ist alles andere als leichte Kost!

Schnelle, psychedelische Töne und ein vor Zorn überkochender Sänger geben einem das Gefühl, als ob man von einer Welle aus extremen Gefühlen mitgerissen wird!

„Burn your heaven! Flood your hell! Damn you all. Cau´se tonight i´m killing gods!“

Rache ist hier das treibende Songmotiv. Rache an den göttlichen Mächten, welche einem den geliebten Menschen genommen haben. Ganz egal, ob es Gott oder der Teufel war.

„I never knew I’d miss until it’s gone
So ask me how I’m coping, and I’ll smile and tell you: “I’m just fine”
While down inside I’m drowning in the fucking rain
Because when everything is empty and your heart is set to cave
Sometimes all you wish for is a place, is a place to place the blame“

Aber wem will man in dieser Situation die Schuld geben? Genau: Gott. Oder dem Teufel. Wer immer ihn genommen hat.

Diese Entschlossenheit, Rache an jenen Mächten auszuüben, wird zum Ende des Songs noch einmal deutlich:

“I spoke a vow today and asked if God would come and play
‘Cause I just wanna cut that fucker down
Face me, face me, face me, face me
Face me, face me, none survive
Face me, face me, none survive, go
None survive
The Devil and God have died inside me”

Unterstrichen von den psychedelischen Tönen der Gitarren, die den inneren Wahnsinn wiedergeben, wird einem beim Zuhören schnell klar, wie stark dieser innere Zorn eigentlich wachsen kann.


Prey

 

“Not all the songs on this record are super personal but they all come from a very angry place. ‘Prey’ is about what we are doing to ourselves in the sense of goals of what you do and be and look and say. I’m talking body image, wealth, fashion, and sex. Every single aspect of what we do and how we perpetuate it. You look at the standard in anything in our society and it’s gone from this intellectual human being with a high moral standard to a person who will tell you to buy a product and who will replace any attribute you have with plastic. It’s also about how people are making themselves marketable. They will say the most hate filled stuff just for attention. And we buy into it and we self-medicate. We say we are depressed. We give ourselves eating disorders to try and look like this person. There is a mental health epidemic right now that we are continually feeding. We are all prey for this sorrow that we’re creating.” – Winston McCall

Die Hymne des Albums. Das Intro erinnert mich ein wenig an „Vice Grip“. Und die chorartigen Gesänge im Chorus machen klar: Dieser Song wird live eine Menge Köpfe bewegen und so manchen Mosh Pit bilden!

Und es scheint bisher auch genau so anzukommen. Auf Spotify rangiert „Prey“ momentan auf Platz 1 der beliebtesten PWD-Songs ( Stand: 18.6.2018 )

Eine dominante Base Drum während der Strophe, unterstützt von ein paar starken Power Chords der Gitarre gaben mir das Gefühl, mich mit einer riesigen Menge auf einem Marsch zu befinden. Ein Marsch gegen einen ganz bestimmten Feind.

Und dieser Feind sind wir selbst. Genauer gesagt unsere persönlichen Ziele und die Tatsache, dass so viele von uns ihr Verhalten und ihre Denkweise an die von Medien und Unternehmen kontrollierte Gesellschaft anpassen. Das Ergebnis ist, wie Winston bereits sagte, eine Epidemie von mentalen Problemen, unter denen immer mehr und mehr von uns leiden.

„Sick validation, gut full of pills
Self-medication, it’s making me ill
Attention, attention, it’s all eyes on me
I’ll burn at the stake while you ache for the kill“

Depression, Magersucht und ein Haufen Pillen, damit wir die Aufmerksamkeit der Gesellschaft bekommen. Sei es durch Mitleid oder durch den von Magersucht geprägten Körper, um wie das amerikanische Topmodel auszusehen und die Blicke auf sich zu ziehen.

Die Kernaussage des Songs: Wir zerstören unseren Körper und unsere Psyche, weil wir uns falsche Ideale setzen und diesen hinterherjagen.

Ein sehr gesellschaftskritischer Song! Ein Aufwach-Ruf für die Gesellschaft. Doch die Gesellschaft allein trägt nicht die komplette Schuld. Denn die andere Seite, die Unternehmen und Machthaber dieser Welt, tragen mindestens genauso viel. Und um diese geht es im nächsten Song.


Absolute Power

 

„I guess that this is talking about different sorts of power. There’s new power and there’s old power. New powers are these companies that never started out to be tough but now control everything and there’s the old power structures that have shaped our society and run the money and govern who is fighting who. This song is literally about corruption in the sense of the illusion of our freedom. The illusion of rights. We hold up these standard of western democracy like ‘this is the best thing, you can choose between A and B’. Even if you get to choose between A and B, you are still being told who to choose between. Is that a choice? It’s about how our perception of truth is shaped.“ – Winston McCall

„Hands in chains for a fist full of dollars
Who do we blame for the holes in our knowledge?
The past you know has been written by the victor
So I ask you now, who is it writing your future?“

Manchmal sind es keine mythologischen Götter, die uns unsere Liebsten nehmen. Manchmal ist es der realste Gott, der uns kontrolliert: Geld. Jene, die genug davon besitzen, um Leben zu nehmen. Und die Gesellschaft zu kontrollieren.

“The butcher, the liar, the thief or the killer?
Your freedom died quiet in the halls of power
Starved for peace, we’ll eat war until it kills us
Six feet deep with a belly full of bullets”

Menschen töten für Geld. Menschen ziehen für Geld in den Krieg. So lange, bis sie der Krieg ausradiert hat. Die einzigen Gewinner sind die, die den Söldner oder Auftragsmörder bezahlt haben. Und jene, die durch den Krieg noch mehr Geld machen.

Die tiefen Gitarrentöne, gefolgt von kraftvollen und langgezogenen Akkorden, geben einem beim Hören eine akustische Kostprobe, wie überwältigend diese Macht ist.

Nach den beiden gesellschaftskritischen Songs schlägt der Nächste eine ganz andere Richtung ein. Denn in ihm geht es nur um eine Person. Eine ganz bestimmte.


Cemetery Bloom

 

„My wife gets a song on every record because I love her, and this one is for her. It’s basically about her. If you want a picture of a heart of gold, carve her open because it’s there. She will break her legs to give you them. But she is also the person that will see a friend and be the one to tell them that what they are doing isn’t healthy and that they are worth more. That’s a hard fucking thing to do. There’s a backlash to that and people don’t like to hear it. So the song is about the sacrifice for the betterment of someone else and them wanting to take the hit. To me, I see how many people my wife has helped and I have never known someone so selfless“ – Winston McCall

Dieser Song ist mir beim ersten Hören von „Reverence“ definitiv im Gedächtnis geblieben. Weil er ganz anders als alle anderen Stücke des Albums ist.

Ruhige und ehrfürchtige Lyrics von Winston. Keine schnellen und lauten Gitarren, wie man es von Parkway Drive gewöhnt ist. Kein Schlagzeug. Diese setzen erst in den letzten Sekunden ein.

Und ich vermute, dass dies aus ganz bestimmten Gründen so geschehen ist.

„You hum like quiet lightning in the eye of a typhoon
A bird of illest omen crowing all impending doom
All hail my
The whisper of unnerving truth when saner minds depart
You rise like Christ the Saviour, you burn as Joan of Arc
All hail my“

Denn dieser Song ist Winstons Frau gewidmet. Und diese war für ihn vermutlich das positive Gegenextrem zu den Gefühlen der Trauer, des Hasses, der Selbst- und der Gesellschaftskritik, welche in jedem anderen Song auf dem Album zu finden sind.

Sie war die ruhige Brandung inmitten der stürmischen See. Der sanfte und ruhige, aber auch starke Fels, welcher dir die Kraft gibt, all diese Gefühlswellen zu überstehen.

„All hail my
My unnatural disaster
All hail my
My kaleidoscopic gloom
All hail my
My karmic equalizer
All hail my
My cemetery bloom“


The Void

 

„It’s about emptiness and the emptiness that we as a people seem to put our faith in. It’s technology and the intangible reality that we create. We make these clones to escape so many bits of who you actually are these days. It’s not actually you; it’s who you want to be. You shape it and put more value in that than you do in yourself. It’s creating these really weird social monsters in us. This is a strange generation of communication that we have created. When does it stop being communicating and when does it start being complicit lying?“ – Winston McCall

 

Zu diesem Song möchte ich nicht viel weiteres hinzufügen. Zum einen, weil es die obrige Beschreibung von Winston meiner Meinung nach auf den Punkt bringt.

Zum anderen, weil ich den Song persönlich als den Schwächsten des Albums empfinde. Ein solider Song im Allgemeinen, aber meiner Meinung nach nicht passend zu dem Motiv der vielen extremen Gefühle, den das Album als Ganzes vermittelt.

„The Void“ hat für mich kaum Widererkennungswert. Keinerlei besondere Stellen, die mir im Gedächtnis bleiben.

Ich möchte damit nichts pauschalisieren, sondern nur meine persönliche Meinung dazu wiedergeben. Es ist vollkommen in Ordnung für mich, wenn nicht jeder meine Meinung teilt.

Der nächste Song hingegen wird mir noch lange im Gedächtnis bleiben. Da er ein meiner Meinung nach sehr wichtiges Thema anspricht


I Hope You Rot

 

It’s a big statement, and it’s a fucking good one too. This is about child abuse within the church. It’s simple but it’s fucking blows my mind. It’s the sort of statistics that if it were happening in a war zone, you would be put on trial for war crimes. Instead you are talking about an organisation that pays no tax and distorts the laws so they are unanswerable in a monetary way and so they can’t help these people whose lives they have completely destroyed. Offering up straight up denial as severance. They are the second wealthiest enterprise in Australia under some insane investment group that is worth billions. We shouldn’t have to hand over our hard earned money to someone who can have such a sway on how our entire world functions. The outcome of that from all of the shit that they have done is that I hope they fucking rot. You can believe whatever you want; I place no judgment on your beliefs or what goes on in our universe. If you’re buying into this thing as an organisation, there’s a fuck ton of blood on your hands. – Winston McCall

Aus musikalischer Sicht ein sehr starker Song. Eingängige Melodien, Schlagzeugbeats auf über 180 BPM, kombiniert mit ein paar kirchlichen Gesängen, um klar zu machen, welche Person die Worte „I hope you rot“ verdient hat.

Was mir hierbei besonders gefallen hat, waren die verschiedenen Geschwindigkeitswechsel innerhalb des Songs.

Von Viertel- über Achtel- bis hin zu Sechzehnteltakten bietet dieser Song eine Menge Abwechslung und so für jeden Zuhörer etwas, was gefallen könnte.

Das Gitarrensolo wird Fans von technisch aufwendigeren Melodien ( wie mir zum Beispiel 😀 ) sehr gefallen. Und der Breakdown am Ende des Songs wird live so einige Löcher in die Crowd reißen, da bin ich mir sicher!

„Straight down, I see their wings are burning
But it’s a shallow fall
Straight down, I see their wings are burning
There are no halos to be found“

Die Engel der Kirche. Unschuldig und die Verkörperung des Wortes Gottes. Doch ihre Flügel brennen. Denn sie sündigen. Nicht nur einmal. Und zerstören damit unzählige Menschen leben.

„I’ll never see through the eyes of your lord
But I have seen through the eyes of a child
I’ll never see through the eyes of your lord
But I have seen through the eyes of a child
I hope you rot!“

Hinter den verschlossenen Türen missbrauchen jene Engel den Körper unschuldiger Kinder, um ihre eigenen Gelüste zu befriedigen. Was sie zurücklassen, ist ein traumatisiertes Menschenleben, welches nun mit der ewig bleibenden Erinnerung an seine Vergewaltigung groß werden muss…


Shadow Boxing

 

„This is the first song we wrote for the record and it came pretty quick. It took on a lot of incarnations as well. This one is about being me. It’s a weird thing to say but we’ve been doing this for so long and it’s grown more and more and in that people get a sense that they know what you should and shouldn’t be doing. Like when something new comes into the world and they go to you ‘fuck you, you should be doing this’. No offence, but you know fuck all about me. This is the song where I basically say this is all really fucking different.“ – Winston McCall

Einer meiner beiden absoluten Favoriten des Albums!

Nicht zuletzt, weil Winston hier wieder seit „Bottom Feeder“ von Ire seine Rap-Fähigkeiten auf einen zerstörerischen Metalcore Sound packt! Und das teilweise sogar in Doubletime!

Die Kombination von Gitarren, Bass und Drums ist einfach nur ein Brett, was mich nach dem ruhigen und leicht traurigen Piano-Intro einfach nur umgehauen hat! Die Tatsache, dass sie gegen Ende des Songs dann auch noch eine ziemlich fesselnde Violionen-Melodie eingebaut haben, macht diesen Song zu einem All-Time Favorite für mich!

Generell sind Streichinstrumente in diesem Song im Speziellen, und auf dem Album allgemein sehr präsent und oft dominant, was dem typischen Parkway Drive Sound meiner Meinung nach eine tolle neue „Würze“ verleiht.

Ähnlich wie bei „Wishing Wells“ musste ich miterleben, wie meine Erwartung  „Das wird jetzt ein ruhiger Song“ nach langsameren und ruhigeren Parts innerhalb von Sekunden zerstört wurde 😀 Und ich liebe es!

Während ein Album wie „Atlas“ meiner Meinung nach ziemlich straight und berechenbar war, haben mir Alben wie „Ire“ und jetzt auch „Reverence“ gezeigt, dass diese Australier alles andere als das sind!

„Cause I´ve spent a lifetime shadowboxing with death. And we´ll dance with the devil till there´s no songs left“

Eine klare Aussage von Winston! „Ich habe mein Leben lang gekämpft.
(Was durch das von tödlichen Tieren überbevölkerte Australien, aus welchem Winston kommt, sogar durchaus realistisch wirkt.) Und ich werde diesen Kampf so lange weiterführen, bis der letzte Song geschrieben und die letzte Strophe gespielt ist!“

„See, I learned real young, don’t seek no gold
Trust no fool and you won’t get sold
I never feared the dark, no, I just became it
When the lights go dead, you better pray you’re safe, kid“

In meinen Augen eine kleine Referenz an „Absolute Power“, in welcher er nochmal seinen Standpunkt gegenüber Geld klar macht.

„Cause I learned real young when you walk through hell
The devil can’t buy what you won’t sell
So I took my fear, reshaped and aimed
‘Cause when the night caves in, no one will save you“

Winston hat die Hölle durchwandert. Und es hat ihn stark gemacht. Denn dadurch hat er begriffen, dass er selbst seine einzige Rettung ist, wenn alles zusammenbricht. Und lebt sein Leben nun nach diesem Leitsatz!

„Shadow Boxing“ ist wie gesagt ein Song von Winston über sich selbst. Und eine knallharte Ansage an jene, welche denken, Winston zu kennen und ihm deswegen vorschreiben, was er besser tun und was lieber lassen sollte.

Der nächste Song hingegen handelt nicht von Winston, sondern von Parkway Drive selbst.


In Blood

 

„I wrote this song for us. After everything we went through, it’s a very strange isolating existence. You have a small group of people that you can rely on if things go wrong and we dragged ourselves through. It’s one thing to say this isn’t my thing; it’s another to try and force what you want. So, this is us saying we didn’t back away from anything and if you’re still trying to stand in the way we will burn you to the fucking ground.“ – Winston McCall

Mein zweiter Favorit vom Album! Ich mag ihn sogar noch ein kleines Stück mehr als „ Shadow Boxing“, da dieser Song wieder die leicht psyschedilischen Melodien, wie man sie schon in „Wishing Wells“ hören konnte, reinbringt.

Mit jenen Tönen beginnt der Song. Um dann ein paar Takte später durch den Beginn der Drums und Rhythmusgitarren zu einem ordentlichen Headbang Part, bei welchem mir meine Kopfhörer beinahe runtergerutscht sind, zu werden!

Und weil ich es einfach mag, wenn Bands Songs über persönliche Erlebnisse schreiben! Wahrscheinlich, weil ich es mit meinen nicht anders mache.

Noch dazu beinhaltet er für jede Art von Metalcore Fan ein kleines Highlight. Seien es die eben erwähnten Headbang Parts, die eingängigen und gut durchdachten Melodien oder der Breakdown, bei dem man so richtig abgehen kann. Bei diesem Song ist für jeden etwas dabei. Deswegen ist es meiner Meinung nach auch der passende Song, um die Band Parkway Drive zu beschreiben.

Und jene Band hat ein paar sehr wichtige Worte zu sagen:

„We’re no saviours, we’re no saints
We’re no martyrs and we don’t need saving
I’ve come too far to turn back
I’ve seen too much to play dead
If this is all you got, then take a deep breath in“

Das erste Album von Parkway Drive hat 2004 das Licht der Welt erblickt. 14 f*cking Jahre, in denen diese Band bereits im Geschäft ist!

„And through it all, we wore the pain
We held our own through the darkest of our nights
It’s written in my blood, it’s carved into my soul
Through the darkest of our nights
‘Cause if you couldn’t stop us then
What hope do you have now
When you dragged us through the fire
Did you really think that we would burn?“

Und nach all den Jahren, die selbstverständlich nicht nur blumig waren, sind sie immer noch die unaufhaltsame Macht, die alles, was in ihrem Weg steht, überrollt und zerstört. Eine Macht, welche die Konzert- und Festivalhallen der ganzen Welt regelmäßig ausverkauft und zu einer nicht wegdenkbaren Größe im Metalcore geworden ist! Heute sogar noch mehr als damals!

An dieser Stelle neigt sich das Album dem Ende zu. Nicht nur, weil jetzt nur noch zwei Songs kommen, sondern sich der nächste Song mit der Macht, die am Ende IMMER gewinnt, beschäftigt!


Chronos

 

„This is literally just written from the perspective of time as a being. At the end of the day that’s what you answer to. You’re not on your deathbed going ‘I wish I had spent more time working and got some more money’. Money doesn’t mean shit now. You want time. That was the currency that became very apparent during this period. It’s always there. It’s never stopping“ – Winston McCall

Musikalisch fielen mir hier sofort die schnellen und sich wiederholenden Leersaiten-Sounds der Gitarren auf. Wie ein extrem schnelles Ticken einer Uhr, welches nicht aufzuhalten ist.

Die Melodien des Songs gaben mir schon beim ersten Hören ( wo ich noch nicht wusste, worum es in den Song geht ) das Gefühl, dass ich mich dem „Ende“ nähere. Eine richtig tolle Umsetzung des Inhaltes!

Zudem sind in diesem Song wieder ein paar wirklich starke Violinen Parts, die dem Ganzen das Gefühl von etwas Göttlichem geben. Göttlich, wie die Zeit an sich. Omnipräsent und allmächtig.

Doch damit enden die kleinen Nuancen, die Parkway Drive beim Schreiben dieses Songs eingebaut hat, auch nicht. Denn mit einer Länge von 6 Minuten und 20 Sekunden sticht dieser Song auf einem Album voller Songs, die 3-4 Minuten gehen als längstes Stück heraus.

Es braucht die meiste Zeit, um ihn zu hören

„I am the thunder and the rain, the confusion and the pain
And when I leave, I will wash your wounds clean and leave them golden
I got the whole world swinging from the end of my chain and I’m calling
I got your life in my hands and every debt will be paid and I’m calling“

Die alles kontrollierende Zeit, welche am Ende jede Rechnung begleicht. Mich persönlich spricht dieses Thema sehr an, da sie meine Grundüberzeugung vom Leben an sich thematisiert:

Wir alle haben nur eine bestimmte Zeit auf dieser Erde. Und wenn wir das Glück haben, eines natürlichen Todes zu sterben, wird im Angesichts dieser sogar das mächtige Geld bedeutungslos.

Denn was wir uns am Ende am meisten wünschen, ist Zeit.

Wir fangen an, die Dinge zu bereuen, die wir damals nicht getan haben, weil wir bspw. unsere wertvolle Zeit dafür hergaben, immer mehr Geld zu bekommen. Und wir dann erkennen, dass wir diese Scheine nicht mitnehmen werden.

Für alle, die mich besser kennen und so von meiner Leidenschaft von Pokemon wissen: Aus diesem Grund ist das Pokemon Dialga, welches die Macht hat, die Zeit zu kontrollieren, eines meiner absoluten Lieblinge!

Zeit ist zu jeder Zeit das Wertvollste, was wir besitzen. Denn wir bekommen keine Sekunde zurück. Und wissen nicht, wie viel wir überhaupt haben. Was jede Sekunde einzigartig macht.

Und mit diesen Worten möchte ich mich jetzt dem „Wahren Ende des Albums“ zuwenden.


The Colour Of Leaving

 

This is me trying to say goodbye. A group of family members and friends passed away and this is just documenting that. I just wrote down the words and cried. If you want the defining point of what this album is, it is this. – Winston McCall

Der Rausschmeißer bzw. das Ende des Albums. Und damit thematisch auch das Ende des Gefühlsprozesses nach dem Verlust eines geliebten Menschen.

Denn nach all der Trauer, all dem Hass und all der Kritik kommt am Ende die Phase der Erkenntnis. Wir beginnen zu begreifen, dass wir machtlos gegenüber der Zeit und dem Leben sind.

„You never know just what you’ve got
Till it’s slipping through your fingers
Never know just what you’ve got
Till it’s gone with the wind
And you never miss your shadow
Till there’s no one left beside you
You never miss your shadow
Till you’re alone, alone in the dark“

Diese Worte werden nicht von den üblichen elektronischen Gitarren und eingängigen Drums begleitet.

Vielmehr sind es reale Hintergrundgeräusche. Man hört den kalten Wind. Das Zirpen der Grillen in der Nacht. Auftretende Schuhe, die resigniert und schleppend über den Boden schleifen.

Ein trauriges Violinenspiel unterstreicht diesen Eindruck noch einmal.

Ein einsamer Mensch, welcher gebrochen ist und im Angesicht seiner Machtlosigkeit aufgegeben hat.

“You never know the words you should’ve said

Until they’re all you’re left with
Until the dirt is falling and the guilt, it burns your bones
And we ask the biggest question
Why the fuck did this all happen?
Who on Earth deserves this and what the hell do we do now?
So we live like we have lost
And we love like we are broken
And as the colour leaves the sky, we’re left in reverence of the frailty of it all”

Das sind die letzten Worte, die Winston an uns richtet. Das Ende. An dem nur noch eines übrig bleibt: Ehrfurcht! Ehrfurcht vor der Zerbrechlichkeit von allem um uns herum.

Und genau diese letzten Worte zeigen dem Zuhörer, warum das Album „Reverence“ heißt. Sie machen klar, wovon das Album handelt und welche Botschaft es vermitteln möchte:

Wir durchleben die verschiedenen Phasen des Umgangs mit Verlust. Wir können uns nicht dagegen wehren, denn sie kommen aus unserem eigenen Inneren und sind nur allzu natürlich. Und genauso machtlos wie wir ihnen ausgeliefert sind, sind wir machtlos gegen die Mächte, die uns überhaupt erst dort hinein gebracht haben. Denn so sehr wir auch weinen, so sehr wir auch schreien und hassen: Wir können die Toten nicht zurück holen. Wir können die Vergangenheit nicht verändern. Und wir können nicht verhindern, dass sich die Zeit am Ende alles zurückholt.

Alles, was wir tun können, ist, unser Leben in „Reverence“ vor diesen Mächten zu führen.

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